Anna-Lena Krannich, Transformationscoach mit Manuel Maaßen, Verkaufsleiter und Nachhaltigkeitsbeauftragter, Dorint Hotel Neuss

Herr Maaßen, wie haben Sie es geschafft, Nachhaltigkeit so fest in Ihren Betriebsalltag zu integrieren – was treibt Sie persönlich an und wie spiegelt sich das konkret in Ihrer täglichen Arbeit im Dorint Neuss wider?

Nachhaltigkeit ist für mich persönlich zu einer Herzensangelegenheit geworden. Es motiviert mich täglich, unseren Betrieb umweltbewusster zu gestalten und Verantwortung zu übernehmen. Dabei spielen die Impulse unseres Nachhaltigkeitsbeauftragten der Dorint Hotelgruppe, Daniel Rosenow sowie von Nazraf Fowseen, unserem Referenten für Corporate Sustainability, eine große Rolle. Gemeinsam mit den Hotels werden viele gute Ideen entwickelt, um nachhaltige Praktiken umzusetzen. Im Alltag setzen wir auf energieeffiziente Technologien, regionale Produkte und bewussten Ressourceneinsatz. Für mich ist es wichtig, dass Nachhaltigkeit aktiv gelebt wird – im Team, bei den Gästen und für eine bessere Zukunft.

Nachhaltigkeit braucht Struktur – wie dokumentieren und berichten Sie über Ihre Maßnahmen? Gibt es bei Ihnen ein internes Nachhaltigkeitskonzept oder regelmäßige Berichte, (und wie fließt das in die Weiterentwicklung Ihres Betriebs ein)?

Nachhaltigkeit braucht tatsächlich eine klare Struktur, um wirksam umgesetzt und kontinuierlich verbessert werden zu können. Wir haben ein Nachhaltigkeitsprogramm namens GreenSquareConcept (https://greensquareconcept.com/de/), das unsere Ziele, Maßnahmen und Verantwortlichkeiten klar definiert. Daniel Rosenow sowie Nazraf Fowseen, sorgen dafür, dass alle Maßnahmen dokumentiert und regelmäßig überprüft werden. Wir erstellen regelmäßige Berichte, in denen wir Fortschritte und Herausforderungen transparent darstellen. Diese Berichte fließen direkt in die Weiterentwicklung unseres Betriebs ein, indem sie uns helfen, neue Initiativen zu identifizieren und bestehende Prozesse zu optimieren. Um die Mitarbeitenden aktiv in den Nachhaltigkeitsprozess einzubinden, setzen wir auf einen internen Newsletter für die Mitarbeiter sowie Schulungen zum Thema Nachhaltigkeit. So bringen wir die Maßnahmen näher und sorgen dafür, dass alle im Team über aktuelle Entwicklungen informiert sind und ihren Beitrag leisten können. So stellen wir sicher, dass Nachhaltigkeit fest in unserer Unternehmenskultur verankert ist und kontinuierlich vorangetrieben wird.

Das Dorint Hotel Neuss ist GreenSign-zertifiziert. Was bedeutet dieses Siegel konkret für Ihren Betrieb – und welche Veränderungen oder Verpflichtungen ergeben sich daraus im Alltag?

Die GreenSign-Zertifizierung ist für unser Haus ein wichtiger Meilenstein, da sie unsere Verpflichtung zu nachhaltigem Handeln bestätigt. Das Siegel bedeutet konkret, dass wir unsere Umwelt- und Sozialstandards kontinuierlich überprüfen und verbessern, um einen verantwortungsvollen Betrieb sicherzustellen. Im Alltag zeigt sich das beispielsweise durch den Einsatz energieeffizienter Technologien, die Verwendung regionaler und nachhaltiger Produkte sowie durch bewussten Ressourcenmanagement. Zudem verpflichten wir uns, regelmäßig unsere Prozesse zu evaluieren und im Sinne der Zertifizierung weiterzuentwickeln. Die GreenSign-Zertifizierung motiviert uns, stets an nachhaltigen Lösungen zu arbeiten und unseren Gästen transparent zu zeigen, dass Nachhaltigkeit bei uns gelebt wird.

Welche Maßnahmen zur nachhaltigen Beschaffung setzen Sie bereits konkret um – können Sie Beispiele nennen?

Im Rahmen unserer nachhaltigen Beschaffung setzen wir bereits mehrere konkrete Maßnahmen um. So beziehen wir unsere Arbeitskleidung von Kaya & Kato, einem Unternehmen, das auf nachhaltige und faire Produktion spezialisiert ist.
Diese Entscheidung wurde getroffen, weil ihre Uniformen aus Bio-Baumwolle und recyceltem Meeresplastik hergestellt werden. Unsere Bettwäsche ist nach dem Global Organic Textile Standard zertifiziert, und unsere Handtücher tragen das Grüne Knopf-Label – beides garantiert ökologische und soziale Verantwortung bei der Herstellung. Zudem haben wir in den Badezimmern Seifenspender sowie Shampoos nachfüllbar installiert, um Plastikmüll zu reduzieren und Ressourcen zu schonen. Darüber hinaus verzichten wir bewusst auf Einwegplastikartikel, verwenden umweltschonendere Reinigungsmittel, implementieren die Nutzung von gefiltertem Leitungswasser (z.B. mit Brita-Filter) und haben eine Wasserflaschenfüllstation (Refill) in der Lobby eingerichtet. Zur Wassereinsparung wurden wassersparende Armaturen installiert, um den Wasserverbrauch weiter zu reduzieren. Neben dem Umbau auf LED, wurde in Teilbereichen wie der Tiefgarage Bewegungsmelder integriert, sodass das Licht nur bei Bedarf eingeschaltet wird und nicht dauerhaft brennt. Unsere neue Klimatechnik ist umweltfreundlicher und arbeitet mit einem ozonunschädlichen Kältemittel, das ein geringeres Treibhauspotential aufweist, um unseren ökologischen Fußabdruck weiter zu minimieren. Diese Maßnahmen spiegeln unser Engagement wider, bei der Beschaffung auf Umweltverträglichkeit und soziale Standards zu achten und kontinuierlich nachhaltige Alternativen zu integrieren.

Das Thema Kreislaufwirtschaft wird bei Ihnen durch die Weiternutzung von Möbeln aus anderen Häusern sichtbar. Wie reagieren Gäste und Mitarbeitende darauf – und wie schaffen Sie es, dieses Bewusstsein zu fördern?

Bei uns ist die Weiternutzung von Möbeln aus anderen Häusern ein sichtbares Zeichen unseres Engagements für Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit. Gäste und Mitarbeitende reagieren überwiegend positiv darauf, da sie die Authentizität und den nachhaltigen Ansatz schätzen. Viele erkennen den Mehrwert, dass wir Ressourcen schonen und gleichzeitig eine einzigartige Atmosphäre schaffen.

Allerdings gab es auch schon mal Herausforderungen, insbesondere bei der Akzeptanz von gebrauchten Möbeln. Manche Gäste waren zunächst skeptisch gegenüber älteren oder gebrauchten Möbeln, was uns dazu veranlasst hat, diese bewusst aufzuwerten – beispielsweise durch kreative Gestaltung oder Pflege – um sie wieder ansprechender zu machen.

Um das Bewusstsein für Kreislaufwirtschaft zu fördern, setzen wir auf transparente Kommunikation: Wir informieren unsere Gäste in Gesprächen über die Hintergründe und Vorteile der Wiederverwendung. Durch diese Erfahrungen konnten wir unser Konzept weiterentwickeln und noch stärker in den Alltag integrieren – sowohl bei der Möbelauswahl als auch bei der Kommunikation mit unseren Gästen.

Der Verzicht auf Minibars spart Energie und schont Ressourcen – wie gelingt es Ihnen dabei, dennoch den unterschiedlichen Bedürfnissen der Gäste gerecht zu werden, z.B. in Bezug auf Barrierefreiheit oder die Kühlung von Medikamenten?

Der Verzicht auf Minibars trägt wesentlich zur Energieeinsparung und Ressourcenschonung bei. Damit unsere Gäste trotzdem gut versorgt sind, setzen wir auf alternative Lösungen, die soziale Nachhaltigkeit und Barrierefreiheit berücksichtigen. Zum Beispiel haben wir wenige Zimmer mit noch verbauter Minibar, etwa für die Kühlung von Medikamenten oder Babynahrung. Im Foyer haben wir das „Et kölsche Büdche“ eingerichtet – ein kleines Büdchen, das als Minibarersatz für den kleinen Hunger oder Durst dient. Außerdem findet man dort alles, was man mal auf Reisen vergisst. Dort können Gäste sich etwas kaufen oder bei Bedarf auch auf das Zimmer bringen lassen. Das Büdchen ist in der Lobby direkt gegenüber den Aufzügen, sodass auch Gäste mit eingeschränkter Mobilität problemlos Zugang haben. Unsere Mitarbeitenden sind geschult, um individuelle Wünsche zu erkennen und flexibel darauf einzugehen. So stellen wir sicher, dass alle Gäste – unabhängig von ihren besonderen Bedürfnissen – komfortabel versorgt werden, ohne den Energieverbrauch durch dauerhaft laufende Minibars zu erhöhen. Damit verbinden wir ökologische Verantwortung mit sozialer Nachhaltigkeit und einem hohen Serviceanspruch.

Wie organisieren Sie das Thema Mülltrennung im Hotel – besonders im Hinblick auf ein diverses Team?

Die Organisation der Mülltrennung in unserem Hotel ist ein wichtiger Bestandteil unseres Nachhaltigkeitskonzepts und wird bewusst so gestaltet, dass sie für unser diverses Team verständlich und einfach umsetzbar ist. Wir setzen auf eine klare Farb- und Formkodierung bei den Müllbehältern, um die Unterscheidung zu erleichtern. Zusätzlich verwenden wir unterschiedliche Symbole und Piktogramme, um die jeweiligen Abfälle visuell zu verdeutlichen – unabhängig von Sprachkenntnissen. Da unser Team international zusammengesetzt ist, legen wir großen Wert auf mehrsprachige Beschriftungen und Schulungen. Wir erklären die Mülltrennung in mehreren Sprachen und nutzen anschauliche Bilder, um Missverständnisse zu vermeiden. Regelmäßige Schulungen und kurze Informationsmaterialien helfen dabei, das Bewusstsein zu stärken und die Abläufe zu verinnerlichen. Klare Strukturen und verständliche Hinweise tragen dazu bei, dass nachhaltiges Handeln im Arbeitsalltag selbstverständlich wird – unabhängig von kulturellen oder sprachlichen Unterschieden.

Beim Frühstücksbuffet verzichten Sie bewusst auf bestimmte Produkte wie Lachs oder Nutella. Wie kommunizieren Sie solche Entscheidungen transparent und verständlich an Ihre Gäste?

Um unsere Entscheidung, beim Frühstücksbuffet auf bestimmte Produkte wie Lachs oder Nutella zu verzichten, transparent und verständlich zu kommunizieren, setzen wir auf klare und ansprechende Informationsmittel. Beispielsweise platzieren wir an den entsprechenden Stationen Aufsteller, die kurz erklären, warum wir auf diese Produkte verzichten – etwa aus Gründen der Nachhaltigkeit, Umweltverträglichkeit oder sozialer Verantwortung. Durch diese offene Kommunikation möchten wir das Verständnis unserer Gäste fördern und sie aktiv in unsere nachhaltigen Bemühungen einbinden. So schaffen wir Transparenz und zeigen unser Engagement für eine bewusstere und verantwortungsvollere Gastronomie.

Wie achten Sie bei der Einführung neuer Mitarbeitender auf Nachhaltigkeit – und welche positiven Effekte erleben Sie dadurch im Teamalltag?

Bei der Einarbeitung integrieren wir Nachhaltigkeit als selbstverständlichen Teil des Arbeitsalltags. Unser neues Buddy-System hilft neuen Mitarbeitenden, sich schnell zurechtzufinden und dabei auch bewusste, nachhaltige Praktiken zu erlernen – ohne es in den Vordergrund zu stellen. Wir bieten unseren Mitarbeitenden Schulungen und Trainings an, die jederzeit über SharePoint frei zugänglich sind. So stellen wir sicher, dass alle die Möglichkeit haben, sich kontinuierlich weiterzubilden und ihr Wissen im Bereich Nachhaltigkeit zu vertiefen. Das fördert ein verantwortungsvolles Verhalten im Team und sorgt dafür, dass nachhaltiges Handeln ganz natürlich im Alltag verankert wird.

Welche Rolle spielt die enge Verbindung zur Stadt Neuss in Ihrer Nachhaltigkeitsstrategie?

Die enge Verbindung zur Stadt Neuss ist ein zentraler Bestandteil unseres Engagements. Durch die Zusammenarbeit mit der Stadt und lokalen Partnern können wir die regionale Identität stärken. Dabei legen wir besonderen Wert auf die Förderung der lokalen Wirtschaft, Kultur und des Brauchtums. Unsere Lokalitäten wie die „Café Bar Stadtgeflüster“, der Biergarten „Mühlenwirtschaft“ und das Restaurant „Mühlenwirtschaft am Rosengarten“ sind Treffpunkte für die Gemeinschaft und tragen dazu bei, das Zusammengehörigkeitsgefühl zu fördern. Zudem arbeiten wir eng mit verschiedenen Akteuren aus Neuss zusammen. Ein weiteres zentrales Anliegen von uns ist es, das lokale Brauchtum aktiv zu bewahren und lebendig zu halten. Wir möchten dazu beitragen, die traditionellen Bräuche, Feste und kulturellen Praktiken in Neuss auch für zukünftige Generationen erlebbar zu machen. Durch die Organisation und Unterstützung verschiedener Veranstaltungen, Initiativen und gemeinschaftlicher Aktivitäten setzen wir uns dafür ein, die kulturelle Identität der Region zu stärken und das Bewusstsein für ihre Geschichte und Traditionen wachzuhalten. Darüber hinaus präsentieren wir im Rahmen unseres kulinarischen Kalenders regelmäßig besondere Spezialitäten. Diese Highlights richten sich sowohl an die Neusser Bevölkerung als auch an alle unsere Gäste und bieten die Möglichkeit, die Vielfalt der regionalen Küche kennenzulernen und aktiv zu genießen. Mit diesen Maßnahmen möchten wir die kulturelle Vielfalt bewahren, den Gemeinschaftssinn stärken und unsere Verantwortung gegenüber der Region aktiv wahrnehmen.

Welche digitalen Tools nutzen Sie zur Förderung von Nachhaltigkeit – z.B. digitale Gästekommunikation oder Self-Check-in? Welche Vorteile ergeben sich daraus konkret für Gäste und Personal?

Zur Förderung von Nachhaltigkeit setzen wir verschiedene digitale Tools ein, darunter das digitale Gästeinformationssystem SuitePad in den Zimmern, QR-Code-Aufsteller für die Speisekarte sowie digitale Gästekommunikation und Self-Check-in-System. Der Einsatz von QR-Codes ermöglicht es unseren Gästen, die Speisekarte bequem mit ihrem Smartphone abzurufen, was den Papierverbrauch deutlich reduziert und somit einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz leistet.

Diese Technologien bieten unseren Gästen mehr Komfort, schnellere Abläufe und eine kontaktlose Interaktion. Auch unser Personal profitiert durch effizientere Arbeitsprozesse und weniger Verwaltungsaufwand. Allerdings gibt es technische Hürden, wie die Akzeptanz bei älteren Gästen oder die notwendige Infrastruktur vor Ort. Daher ist es wichtig, die Nutzerfreundlichkeit der Systeme kontinuierlich zu verbessern und Schulungen anzubieten. Insgesamt führen diese digitalen Lösungen zu wirtschaftlichen Vorteilen durch Kosteneinsparungen und stärken unsere nachhaltige Positionierung.

Was sind Ihre nächsten großen Nachhaltigkeitsprojekte – z.B. das Thema Brennpaste? Und welchen Appell möchten Sie an andere gastgewerbliche Betriebe richten, die nachhaltiger werden wollen?

Unsere nächsten großen Nachhaltigkeitsprojekte zielen darauf ab, unseren ökologischen Fußabdruck weiter zu verringern und nachhaltiges Handeln in unserem Betrieb zu verankern. Ein zentrales Projekt ist die Umstellung der Reinigungszyklen bei den Gästezimmern. Hier soll nur noch jede zweite Nacht das Zimmer gereinigt werden. Wir sind bei diesem Projekt Pilothotel und können bisher sehr positiv hierüber sprechen. Die genaue Auswertung folgt. Ein kleiner Einblick in weitere Projekte: Wir planen, im Biergarten ein Insektenhotel zu installieren, um die Biodiversität zu fördern. Gemeinsam mit unserem Energieteam arbeiten wir daran, Strom, Gas und Wasser durch effizientere Technologien und bewussteren Umgang weiter zu reduzieren. Ich prüfe derzeit, ob es sinnvoller ist, elektrische Chafing Dishes anstelle der Modelle mit Brennpaste einzusetzen. Weitere Maßnahmen sind die Optimierung unseres Einkaufs, die Nutzung von Regenwasser im Biergarten sowie ein verbessertes Abfalltrennsystem im öffentlichen Bereich. Außerdem möchten wir regionale Partner noch stärker einbinden und die Idee eines papierlosen Dorint Kongresshotels in Düsseldorf/Neuss vorantreiben – um den Papierverbrauch deutlich zu senken.

Ich möchte betonen: Nachhaltigkeit ist kein Ziel der Perfektion, sondern ein kontinuierlicher Prozess. Viele Betriebe scheuen große Investitionen oder komplexe Maßnahmen – das ist verständlich. Doch schon kleine Schritte können viel bewirken. Zum Beispiel kann man mit bewussterer Einkaufspolitik starten, auf regionale Produkte setzen oder energiesparende Geräte verwenden. Jeder Beitrag zählt, und es ist nie zu spät, anzufangen! Mein Rat an andere Betriebe lautet: Beginnen Sie mit kleinen Veränderungen, setzen Sie Prioritäten entsprechend Ihrer Möglichkeiten und lassen Sie sich nicht entmutigen, wenn nicht alles sofort perfekt läuft. Gemeinsam können wir eine nachhaltigere Branche gestalten – Schritt für Schritt. Und letztlich profitieren nicht nur Umwelt und zukünftige Generationen davon, sondern auch Ihr Betrieb durch Kosteneinsparungen und ein positives Image bei Ihren Gästen.

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